Riehen: Immenbachstrasse 17/19

Neubau Alters- und Pflegeheim «Dominikushaus»

Von der Ateliergemeinschaft HP. Müller & R. Naegelin Architekten BSA erhielten wir im Herbst 2020 den Zuschlag für die Baumeisterarbeiten für den Neubau des «Dominikushaus» in Riehen. Mit unserem Polier Antonio Marra hatten wir genau den richtigen Mann für dieses anspruchsvolle Projekt.

Die Stiftung Dominikushaus, welche seit 50 Jahren an der Albert Oeri-Strasse 7 in Riehen ein Alterspflegeheim betreibt, realisiert dieses Neubauprojekt an der Immenbachstrasse 17/19 als Ersatzbau zum bestehenden Haus. Es entsteht ein 4-stöckiger Neubau mit Autoeinstellhalle. Mit den insgesamt 51 Bewohnerzimmern im Neubau soll dem gesellschaftlichen Bedürfnis nach einem Pflegeheim für an Demenz erkrankte Menschen in Riehen Rechnung getragen werden. Zusätzlich werden im Attikageschoss insgesamt 9 Seniorenwohnungen mit optionalem Anschluss an die heimeigenen Servicedienstleistungen erstellt.

Der Neubau entsteht neben dem «Knochenpärkli» in den ehemaligen Obstgärten der benachbarten Liegenschaften der Schützengasse 6 und Mohrhaldenstrasse 22. Das Gebäude orientiert sich mit den Bewohnerzimmern zu den 3 Parzellengrenzen im Osten, Süden und Westen und öffnet sich mit einem grosszügigen Innenhof im Norden zum Garten hin, welcher im Sinne des ursprünglichen Bestands wiederum vorwiegend mit einheimischen Obstbäumen bepflanzt werden soll. Alle Gemeinschaftsräume der beiden Pflegeetagen sowie die Laubengangerschliessung der Attikawohnungen orientieren sich zum Garten. Dieser ist gleichzeitig Begegnungszone und geschützter Aussenraum für die Bewohnerinnen und Bewohner. Die Gemeinschaftsbereiche im Erdgeschoss, wie z.B. das Restaurant oder das Eingangsfoyer, bieten einen Blick auf den Garten. Auch die Andacht, ein Herzstück für die auf die Ordensgemeinschaft der Dominikanerinnen begründete Stiftung, ist als Abschluss des östlichen Gebäudeflügels dreiseitig umspült von der Grünanlage.

Bauweise

Lediglich das Untergeschoss sowie die zwei Treppentürme und die Liftschächte werden aus Beton gebaut. Ab dem Erdgeschoss aufwärts wird das neue Dominikushaus in Holzbauweise erstellt. Wo dies bautechnisch möglich ist, wird das Holz an Decken und Wänden sichtbar gelassen. So entsteht im Innenraum eine heimelige und natürliche Atmosphäre. Wo möglich, soll auch das Tragwerk in Holz sichtbar bleiben. So wird die Tragstruktur aus Stützen, Trägern und Massivholzdecken im Hof von innen nach aussen getragen. Die Fassade wird passend zum Baukonzept als hinterlüftete Holzverschalung ausgeführt. Das Holz für den Bau stammt weitestgehend aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern der Region. Als Vergleich: Die für den Bau verwendeten 1419 m3 Holz wachsen im Schweizer Wald in 75 Minuten wieder nach.

Archäologische Funde

Während der Aushubarbeiten, ab einer Tiefe von ca. 1,5 m, konnten im Rahmen der baubegleitenden Überwachung der Archäologischen Bodenforschung Basel-Stadt interessante Funde sichergestellt werden. Es handelt sich um Spuren einer Siedlung aus der frühen Eisenzeit (ca. 600 v. Chr.). Gefunden wurden Pfostenlöcher, die auf Lehm- oder Holzhäuser schliessen lassen. Am Rande der Baugrube wurden ausserdem zwei Gruben entdeckt, in denen sich auch Keramik befand, die ein Vorratslager vermuten lässt. Diese Funde sind sogar noch älter und datieren bereits in die späte Bronzezeit, die der Eisenzeit vorausgeht (ca. 1300 – 800 v. Chr.). Die in der Ausgrabung gemachten Funde werden als sehr bedeutend eingeschätzt. Da aus der Hallstattzeit (ca. 800 – 450 v. Chr.) erst eine Grube bekannt ist, die an die Anfänge der frühen
Eisenzeit zu datieren ist, konnte so eine Fundlücke von ca. 300 Jahren etwas geschlossen werden. Die Region wird dem Westhallstattkreis zugerechnet. Kennzeichnend sind Höhensiedlungen mit dazugehörigen kleineren Siedlungen und Weilern. Die nächste bekannte Höhensiedlung ist Britzgyberg im südlichen Elsass.

Naturnahes Bauen: Holz und Wasser

Die Bauweise in Holz mit dem Anspruch, möglichst viel des Naturmaterials zu zeigen, bringt einige Herausforderungen mit sich. So kann der Brandschutz für das Gebäude, welches gemäss VKF-Norm als Beherbergungsbetrieb (a) gewertet wird, nur durch den Einsatz einer Sprinkleranlage im Sinne einer sichtbaren Tragstruktur umgesetzt werden. Die seitens AUE geforderte Photovoltaikanlage auf dem Dach brachte zusätzliche Lasten auf das Gebäude. Die technischen Anforderungen an einen modernen und zeitgemässen Pflegebetrieb erfordern ein sehr hohes Mass an genauer Planung und präziser Ausführung am Bau, sind doch alle nötigen Komponenten und Verrohrungen weitestgehend in die vorfabrizierten Holzelemente integriert und sind die Übergänge zu den Zentralen im Untergeschoss bereits in den Betondecken und Wänden millimetergenau positioniert und eingelegt. Die Erdbebensicherheit wird durch die aussteifende Verbindung der Holzdecken an die Treppentürme und Liftschächte gewährleistet. Die dazu nötigen Verbindungsteile mussten ebenfalls passgenau durch den Baumeister eingelegt werden – und dies einzig mit dem Untergeschoss als Referenz für Höhe und Lage und dem zusätzlichen Anspruch der Architekten an einen sauberen Sichtbeton in den Treppenhäusern. Dass dies auf den Millimeter genau gelungen ist, verdanken wir dem grossen Engagement aller Beteiligten, dem ausdauernden Ideenaustausch mit den Unternehmern und Planern und nicht zuletzt der Expertise und tadellosen Ausführung durch das Baumeisterteam vor Ort, allen voran Antonio Marra, der uns immer mit Leibeskräften unterstützt hat. Vielen Dank!

Während der Genehmigungsphase des Neubaus stellte sich heraus, dass der doch eigentlich unscheinbare Immenbach jeweils bei einem hundert- und bei einem dreihundertjährigen Hochwasserereignis die Bauparzelle überflutet. Nach etlichen Terminen mit den zuständigen Behörden von Gemeinde und Kanton konnte ein Hochwasserschutzkonzept für den Neubau erarbeitet werden, welches eine Aufweitung und Renaturierung des Bachbetts und das Erstellen einer Hochwasserschutzmauer entlang der westlichen Parzellengrenze beinhaltet. Speziell herausfordernd sind hierbei die beiden Brücken über den Bach, die der Erschliessung des Gebäudes dienen. Der Auftrag zur Umsetzung des Hochwasserschutzes wurde ebenfalls an die Ernst Frey AG vergeben – vielen Dank für das uns entgegengebrachte Vertrauen.

Baumeisterarbeiten

Für Polier Antonio Marra und sein Team gehörten zwar die Ortsbetonarbeiten zum gewohnten Ausführungsspektrum, die Komplexität und die Abhängigkeiten während der Ausführung waren jedoch eine grosse Herausforderung. In Abhängigkeit von der archäologischen Bodenforschung und dem Baugrubenaushub, welche etappenweise vorausarbeiteten, wurde sukzessive das Graben- und Leitungsnetz für die Erdsondenbohrungen ausgeführt, welches unter der Kanalisation verlegt zentral zusammengeführt wurden. Zusätzlich musste punktuell die geologische Tragfähigkeit des Bodens geprüft und an diversen Stellen bis auf den tragfähigen Boden ausgehoben und das Material ersetzt werden. Schliesslich handelte es sich um Schwemmmaterial des Immenbachs, welcher das Material von den Hängen über Tausende von Jahren angeschwemmt hatte. Entsprechend wurden eine das gesamte Gebäude umfassende Ringdrainage und örtliche Sickerkamine auf die wasserführenden Schichten im Erdreich erstellt.

Somit wird den hydrologischen Verhältnissen Rechnung getragen. Anschliessend folgten Kanalisationsleitungen, Wärmedämmung und Abdichtung «Gelbe Wanne». Zu guter Letzt wurde der Hauptkanalisationsanschluss der Liegenschaft, welcher in der Immenbachstrasse liegt, im Rohrvortriebsverfahren mittels Stahlrohren unter dem Immenbach unten durch gerammt. Dies ist ein schönes Beispiel dafür, dass vieles an diesem Bau nicht alltäglich war.

Da der grösste Teil der Autoeinstellhallendecke über 3 m hoch war, kam unser neues Free-Falcon-Sicherheitssystem für die Schaler zum Einsatz. Die Wirtschaftlichkeit, Bewegungsfreiheit und die Flexibilität für die Schaler zeichnen dieses System aus.

Die Treppentürme waren ebenfalls eine grosse Herausforderung. Aufgrund der vielen Leitungseinlagen der Haustechnik in den Wänden einerseits und der vielen Stahleinlagen für die späteren Holzbaubefestigungen anderseits wurden die Treppentürme mit SCC-Beton erstellt, und dies in Schaltafel- Sichtbetonqualität Typ 4-1. Ein grosser Dank gebührt dem ganzen Team um Antonio Marra für die grossartige Qualität, welche erreicht wurde, und dafür, dass die verlangte erhöhte Massgenauigkeit für den nachfolgenden Holzbau gewährleistet wurde.

Einen herzlichen Dank auch an die Bauleiterinnen Nicole Herrmann und Heike Doll sowie die Projektleiterin Stephanie Hirth für die gute Zusammenarbeit – aufgrund der vielen Abhängigkeiten betreffend Holzbau-, Haustechnik- und Ortbetonarbeiten an unzähligen Sitzungen mussten immer wieder praktikable und wirtschaftliche Lösungen gefunden werden, was wir gemeinsam jeweils erreicht haben.

Robert Heeg

Ernst Frey, Hochbau, Riehen, Immenbachstrasse, Basel-Stadt, 2021, Geschäftskunden, Immenbachstrasse 17 / 19, Neubau Alters- und Pflegeheim «Dominikushaus»
Ernst Frey, Hochbau, Riehen, Immenbachstrasse, Basel-Stadt, 2021, Geschäftskunden, Immenbachstrasse 17 / 19, Neubau Alters- und Pflegeheim «Dominikushaus»
Ernst Frey, Hochbau, Riehen, Immenbachstrasse, Basel-Stadt, 2021, Geschäftskunden, Immenbachstrasse 17 / 19, Neubau Alters- und Pflegeheim «Dominikushaus»
Ernst Frey, Hochbau, Riehen, Immenbachstrasse, Basel-Stadt, 2021, Geschäftskunden, Immenbachstrasse 17 / 19, Neubau Alters- und Pflegeheim «Dominikushaus»
Bauherrschaft:

Stiftung Dominikushaus, Riehen

Bauleitung:

Heike Doll Nicole Herrmann

Bauzeit:

Rohbau Januar bis Oktober 2021

Bauführer:

Robert Heeg

Polier / Vorarbeiter:

Antonio Marra (Polier)
Leandro Silva-Rocha (Vorarbeiter)